Ein Nachruf auf Klemens Max (1927 - 2014)

Als Klemens Max 1966 unser Deutschlehrer und später auch unser Geschichts- und Philosophie­lehrer wurde, war es, als öffne sich ein Fenster, und eine frische Brise wehe in unser Klassenzimmer hinein. Als homo politicus, dessen Überzeugungen aus einem zutiefst christlichen Menschenbild erwuchsen, begnügte er sich nicht damit, uns Fakten­wissen beizubringen, sondern ermutigte uns auch, offen und gerade­heraus unsere Meinung zu vertreten. In seinen Unterrichtsstunden führte dies regelmäßig zu höchst kontro­versen Debatten, und ohne daß er es etwa beabsichtigt hätte, hatte er auch einen nicht geringen Anteil daran, daß wir zur rebellischsten Klasse wurden, die das Theodor-Heuss-Gymnasium bis dahin (und wahrscheinlich auch noch lange danach) gesehen hatte. In der Folge der 68er Studentenbewegung gründeten wir 1970 sogar eine politisch sehr aktive Schülergruppe und gaben eine hektografierte Schülerzeitung heraus, die während der Zeit ihres Erscheinens für einigen Skandal an unserer Schule sorgte.

Ein schönes Beispiel für Klemens Max' unkonventionelle Art war die Aktion »Ich suche einen Menschen!«, über die ich 1968 einen Bericht für DIE LUPE, die Schülerzeitung des Fichte- und des Theodor-Heuss-Gymnasiums, verfaßte – mein erster Versuch in journalistischer Schreibweise überhaupt. Diesen Artikel von damals dokumentiere ich hier, abgesehen von der Korrektur einiger Tippfehler, in unveränderter Form: Ich suche einen Menschen!

Nach seiner Pensionierung 1991 schrieb Klemens Max nicht nur eine Reihe von Streitschriften, die ein breites Spektrum an Themen abdeckten, sondern auch einen kleinen Roman, Aetas banalis, hinter dessen Hauptperson Keme Deutschmeister man unschwer ihn selbst erkennen kann. In diesem »dokumentarischen Zeitroman zum Zweiten Weltkrieg« (so der Untertitel) reflektierte er nicht nur seine schlimmen Erfahrungen als halbwüchsiger Wehrmachtssoldat, sondern auch »die gnadenlos brutalen Tage« der unmittelbaren Nachkriegszeit, in der das Vertreiben, Morden und Foltern ja noch immer nicht zu Ende war – nur waren es diesmal nicht mehr die Nazis, sondern die Sieger über die Nazis, die vertrieben, mordeten und folterten.

Einige Jahre nach unserem Abitur 1971 war aus dem Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen uns eine herzliche Freundschaft geworden, die trotz mancher inhaltlicher Kontroversen die Jahrzehnte überdauerte. Im September 2014 ist Klemens nun nach mehrmonatiger schwerer Krankheit im Alter von 87 Jahren gestorben. Bis einen Tag vor seinem Tod blieb er der klare, streitbare Geist, als den ihn seine Familie, seine Freunde und Schüler kennenlernen durften. Wir alle werden ihn schmerzlich vermissen.

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