»Die Krise als Chance?« Pustekuchen!

Parallel zur Arbeit am Raven und an verschiedenen Übersetzungen hatte ich inzwischen auch wieder Vergnügen an der Science Fiction gefunden. Ab 1982 schrieb ich mehrere Kurzgeschichten, vor allem für die von Thomas Le Blanc in den Goldmann-Taschenbüchern herausgegebenen »Sternenanthologien« mit Kurzgeschichten deutscher Autoren.

Dadurch kam ich auch in Kontakt mit der von Thomas Le Blanc und Bettina Twrsnik begründeten Phantastischen Bibliothek in Wetzlar, die sich von zwei kleinen, mit Büchern vollgestopften Zimmern inzwischen (2014) zur weltweit größten allgemein zugänglichen Spezialbibliothek für phantastische Literatur entwickelt hat. Von nun an nahm ich regelmäßig an den von Thomas und Bettina organisierten Wetzlarer Tagen der Phantastik teil, und eine Zukunft als SF-Autor, was ja immer mein Ziel gewesen war, schien plötzlich wieder nicht nur möglich, sondern sogar in greifbare Nähe gerückt.

Aber dann wehte der Wind plötzlich aus einer anderen Richtung. Der GESPENSTER-KRIMI wurde umstrukturiert und bot plötzlich keinen Platz mehr für weitere Raven-Romane; die deutsche SF geriet in eine Krise, ganze Taschen­buch­reihen wurden eingestellt, darunter auch Thomas Le Blancs Sternenanthologien; und das bißchen, was vom Markt für deutsche Autoren noch übrig blieb, wurde zunehmend von umfangreichen Fantasy-Romanen dominiert. Mir selbst lag dieses Genre nicht besonders, wie ein Versuch in dieser Richtung, den ich für eine kurzlebige Fantasy-Heftreihe bei Bastei unternahm, mir schmerzhaft deutlich machte.

So versuchte ich mich auf anderen Gebieten: Zum Beispiel schrieb ich für den Ehapa-Verlag ein Asterix-Spielbuch im Stile der damals gerade am Markt neu aufkommenden Fantasy-Spielbücher, das allerdings nie erscheinen sollte. Inzwischen hatten die französischen Lizenzgeber von den Editions Albert René nämlich eine eigene Asterix-Spielbuch-Reihe gestartet, die sie gerne auch nach Deutschland exportieren wollten. Mein Spielbuch paßte nicht recht in deren Konzept, und auch mein Versuch, es durch eine tiefgreifende Überarbeitung doch noch irgendwie an die Vorstellungen der Franzosen anzugleichen, scheiterte am Ende nach immer neuen Änderungswünschen der Redaktion.

Darüber hinaus entwickelte ich für die MICKY MAUS ein sechsteiliges Detektiv-Preisrätsel, zu dem ich auch den dazugehörigen Comic mit Donald Ducks Neffen Tick, Trick und Track in den Hauptrollen schrieb.

Ein Versuch, im Krimi-Genre Fuß zu fassen, mißlang, die Umarbeitung älterer Heft­stoffe zu Taschenbüchern blieb schon in den sehr unbefriedigenden Ansätzen stecken, und auch die Exposéarbeiten für eine Science-Fiction-Fernsehserie blieben ohne greifbares Ergebnis.

Kurz: Meine Karriere erlebte nun einen Einbruch, wie ich ihn noch wenige Monate zuvor nicht hatte vorausahnen können. Aber natürlich übersetzte ich auch weiterhin amerikanische Science-Fiction-Romane und -Erzählungen und 1987 auch zum ersten Mal ein Theaterstück: John Schneiders My Werewolf (dt. Mein Werwolf), das im Theater im Pumpenhaus in Münster seine deutsche Erstaufführung erlebte.

Plakatmotiv © Theater im Pumpenhaus Münster

Plakatmotiv © Theater im Pumpenhaus Münster

1988 war dann auch die Zeit der elektrischen Schreibmaschinen vorbei – ich schaffte mir zum ersten Mal einen Computer an, der mir in den nachfolgenden Jahren vor allem die Arbeit des Übersetzens ungemein erleichtern sollte.