Rezensiert: Weigand, Niehaus, Ratering

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© Nomos Verlagsgesellschaft / Rainer Schorm

Jörg Weigand

Träume auf dickem Papier

Das Leihbuch nach 1945 – ein Stück Buchgeschichte

Nomos Verlagsgesellschaft 2018
2., erweiterte Auflage
Taschenbuch – 250 Seiten
(D) € 29,00
ISBN 978-3-8487-4893-8

In den 1950er und 1960er Jahren bin ich am Ortsrand von Vorhalle aufgewachsen, einem Stadtteil von Hagen in Westfalen. Wenn meine Mutter zweimal in der Woche hinunter in den Ort ging, um einzukaufen, kam sie zwangsläufig auch an der Leihbücherei Mintert vorbei. Auf dem Hinweg lieferte sie dort die in den letzten Tagen gelesenen Bände ab, um sie nicht die ganze Zeit in der Einkaufstasche mit sich herumtragen zu müssen; auf dem Rückweg holte sie sich dann für ein paar Pfennige ihren neuen Lesestoff.

Ich erinnere mich noch genau an Herrn Mintert, einen freundlichen Mann im grauen Ladenkittel, der seine Schätze in einem einzelnen, an drei Seiten mit Regalen ausgekleideten Raum präsentierte – die vierte Seite war das Schaufenster. Ein etwas muffiger Geruch herrschte in diesem Ladenlokal, denn die Bücher waren, wie nicht nur die Ausleihstempel, sondern auch die Eselsohren und die Flecken und Fingerspuren auf den Seiten bewiesen, schon durch viele, oft wohl durch sehr viele Hände gegangen. Meistens handelte es sich um Liebesromane, Krimis oder Western, aber es gab auch ein paar Abenteuer- oder Piratenromane darunter, desgleichen ein Regalbrett mit Science Fiction, aber dafür interessierte ich mich anfangs noch nicht. Meine Mutter war begeisterter Western-Fan, und so kam es, daß ich meine ersten Leseversuche nach der Phase der Pixi-Bücher außer mit Micky-Maus- und Fix-und-Foxi-Comics mit Conni Cöll, Tom Prox und Billy Jenkins unternahm, bevor ich zu Karl May und dann endlich doch zu den damals gängigen Science-Fiction-Heftromanen (Terra, Utopia, Perry Rhodan) wechselte. Ob das meinem literarischen Geschmack auf Dauer geschadet hat, mögen andere entscheiden.

Wenn ich jetzt also, mit 65 Jahren, Jörg Weigands Träume auf dickem Papier zur Hand nehme, ist das naturgemäß für mich mit nostagischen Gefühlen verbunden. Was aber keineswegs heißen soll, daß dieses Buch nur für ältere Leser von Interesse wäre. Vielmehr ist es unverzichtbar für jeden, der sich ernsthaft für die Geschichte der Unterhaltungsliteratur in der Bundesrepublik Deutschland interessiert, und dies um so mehr, da Leihbücher ein heute ausgestorbenes (Trivial-)Kulturgut sind, so daß der Blick in ihre Blütezeit bisweilen höchst exotisch anmutet. Andererseits aber auch wieder nicht, denn wer sich nur ein bißchen in der Verlagsszene auskennt, kann hier interessante Parallelen – aber eben auch Unter­schiede – zum Aufblühen und zur Krise des Heftroman-Marktes wie auch zur heutigen Szene der E-Book-Verlage im Unterhaltungssektor entdecken.

Wen wundert es, daß gerade nach 1945 das Interesse an preiswerter eskapistischer Literatur so groß war wie vielleicht nie zuvor? Leihbüchereien und Leihbuchverlage, die die Büchereien mit Lesestoff belieferten, schossen wie Pilze aus dem Boden (heute würde man wohl von "Start-ups" sprechen), und Autoren waren auch alsbald in großer Zahl zur Hand. Die älteren unter ihnen polierten rasch ihre noch in der Vorkriegszeit entstandenen Werke auf, indem sie sie von allzu offensichtlicher Nazi-Ideologie befreiten; und die jüngeren sahen hier eine Chance, sich erstmals auf einem vielversprechenden und durchaus lukrativen Markt als Autoren zu etablieren. Daß viele Verlage rasch wieder eingingen und viele Autoren wahrhaft unterirdischen Literatur-Schrott produzierten, kann dabei nicht verwundern, obwohl es natürlich auch Ausreißer nach oben gab, d.h. Verlage, die sich lange hielten, und Autoren, die versuchten, im Rahmen der gegebenen Möglichkeiten ein akzeptables Niveau anzustreben. Insgesamt dauerte der Boom bis weit in die 1960er Jahre hinein; dann traten Heftromane und Taschenbücher und zudem auch das Fern­sehen mit seinen Vorabendserien immer stärker als Unterhaltungslieferanten an die Stelle der Leihbücher. Auch bei der Leihbücherei Mintert in Vorhalle tauchte irgendwann in den 1960er Jahren plötzlich ein Drehständer mit Western- und Krimiheften auf, so daß man sich seinen Lesestoff nicht mehr nur ausleihen, sondern auch kaufen konnte. Wiederum ein paar Jahre später war das Geschäft wohl nicht mehr rentabel genug, Herr Mintert machte seine Bücherei dicht, und heute steht nicht einmal mehr das Haus, in dem sie sich einstmals befand.

Das bezeichnet zugleich auch sehr genau die Probleme, vor denen Jörg Weigand bei der Arbeit an seinem Buch stand. Die Verlage, über die er schreibt, existieren nicht mehr; die Verlagsakten (wenn es denn jemals welche gab) sind längst vernichtet; Verleger, Verlagsmitarbeiter und natürlich auch die Autoren sind in die Jahre gekommen, längst verstorben oder nicht mehr auffindbar; Autoren haben unter Verlagspseudonymen geschrieben oder sich selbst verschiedenste Pseudonyme zugelegt, die nach all den Jahren unmöglich zu knacken sind; und so weiter. Daß es Jörg Weigand dennoch gelungen ist, so viele Daten und Fakten zusammenzutragen, grenzt also schon fast an ein Wunder. Dazu hat er zahlreiche Interviews mit Überlebenden der Szene geführt, hat Nachlässe gesichtet und mit auf Leihbücher spezialisierten Sammlern gesprochen. Das so gewonnene Material präsentiert er in Kapiteln wie "Die Leihbüchereien", "Die Leihbuch-Verlage", "Themen und Inhalte", "Der Sittenroman im Leihbuch", "Das phantastische Element" (hier geht es um den Einfluß von Heinz Bingenheimers Buchversand "Transgalaxis" auf die Veröffentlichung auch anspruchsvoller amerikanischer SF im Leihbuch), "Die Autoren" (hier stellt Jörg Weigand in Kurzportraits insgesamt 30 Autoren vor, darunter u.a. Heinz G. Konsalik – ja, genau der! – und, für SF-Fans besonders interessant, Kurt Brand, Jesco von Puttkamer, Karl Herbert Scheer), "Zur Selbsteinschätzung der Leihbuchautoren", "Verträge / Arbeitsbedingungen / Auflagen" (hochinteressant!), "Herstellung: Lektorat, Korrektur, Satz, Druck, Binden", "Vertrieb", "Leihbuch, Romanheft, Taschenbuch", "Das Leihbuch – heute" und "Die Leihbücher und der Jugendschutz". Auf dieses letzte Kapitel folgt noch eine Liste der wegen Jugendgefährdung indizierten Bücher. Abgerundet wird das Ganze schließlich durch eine Sekundärliteratur-Bibliografie, eine Reihe von s/w-Abbildungen und 8 Farbseiten, auf denen jeweils vier Leihbuch-Titelbilder verschiedener Genres – von naiv bis für die 1960er Jahre graphisch up-to-date – abgebildet sind.

Aus all dem ergibt sich am Ende ein so rundes Bild, daß man Träume aus dickem Papier ohne Übertreibung als das definitive Werk über diese fast vergessene Ära der bundesrepublikanischen Buchgeschichte bezeichnen kann. Und sollten nicht irgendwelche Erben oder Nacherben doch noch auf Dachböden oder in Kellern auf alte Verlagsakten und vergessene Autorennachlässe stoßen, dann wird es das wohl auch für lange Jahre – wenn nicht sogar für immer – bleiben.

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© Hirzel Verlag

Monika Niehaus

Die Frau, die ihren Mann für einen Doppelgänger hielt

Wenn das Gehirn verrückt spielt: 36 seltene und ungewöhnliche psychische Syndrome

Hirzel Verlag 2018
Paperback – 256 Seiten
(D) € 21,90
ISBN 978-3-7776-2743-4 (Print)
ISBN 978-3-7776-2750-2 (E-Book, PDF)

Auch als Audio-Doppel-CD erhältlich
Gesamtlaufzeit: ca. 159 Minuten
Gelesen von Bernd Gnann
(D) € 19,80
ISBN: 978-3-7776-2757-1

Meine sehr geschätzte Düsseldorfer Kollegin Monika Niehaus, die manche Besucher meiner Internetseite vielleicht durch ihr Fantasy-Jugendbuch Mangrovia oder durch ihre zahlreichen Beiträge zu den "Phantastischen Miniaturen" der Phantastischen Bibliothek Wetzlar und zu verschiedenen anderen SF-Anthologien kennen, schreibt Science Fiction und Phantastik eigentlich nur im Nebenberuf. Im Hauptberuf hingegen ist sie eine profilierte Autorin und Übersetzerin populärwissenschaftlicher Bücher – als Beispiel für ihre Übersetzertätigkeit sei hier nur das von ihr gemeinsam mit Bernd Schuh ins Deutsche übertragene neue Buch von Ian Stewart: Die Berechnung des Kosmos. Wie die Mathematik das Universum entschlüsselt (rororo 63249) genannt.

Als Autorin hat sie gerade in diesem Sommer ein faszinierendes Werk über "psychi­sche Syndrome" vorgelegt: Die Frau, die ihren Mann für einen Doppelgänger hielt. Darin geht es in 36 Kapiteln um Störungen jenes überaus komplexen und zugleich fragilen Organs, das es Ihnen zum Beispiel ermöglicht, diesen Text zu lesen und zu verstehen. Ich spreche natürlich vom menschlichen Gehirn. Um aus dem Klappen­text zu zitieren: "In der Regel funktioniert es recht gut, doch bei manchen Menschen kann es aus dem Gleichgewicht geraten. Die Ursachen können ganz unter­schied­lich sein; in einigen Fällen sind sie angeboren, in anderen durch Umwelt­faktoren bedingt. Gemeinsam ist allen, dass sich das Verhalten der Betroffenen dramatisch von dem ihrer Mitmenschen unter­scheidet."

"Alice-im-Wunderland-Syndrom: Ich wachse, ich schrumpfe", "Alien-Hand-Syn­drom: Wenn die eigene Hand zum Feind wird", Amputee wannabes: Amputieren Sie mein Bein, ich will es nicht", "Cotard-Symdrom: Ich bin ein wandelnder Leichnam", "Fregoli-Syndrom: Bekannte, die ständig ihr Äußeres verändern", "Split-Brain-Syndrom: Läßt sich der Geist spalten?" – das sind nur einige wenige der 36 Kapitel­über­schriften, aber ich denke, sie reichen aus, um zu zeigen, wie dramatisch sich solche Störungen der Selbst- und Fremdwahrnehmung auswirken können. Das Erschreckende dabei: Das sind keineswegs nur exotische Fälle. Sie oder mich hätte es mit etwas Pech genauso treffen können. Oder es könnte uns auch jetzt noch treffen ... denn bei der ungeheuren Komplexität des menschlichen Gehirns wage ich da lieber keine Voraussagen.

Aber Monika Niehaus hat, obwohl manches in ihrem Buch mehr als gruselig anmutet, natürlich keinen Gruselschocker, sondern ein durch und durch solides neurologisches Sachbuch in der besten Tradition solch bekannter Fach­wissen­schaftler und Autoren wie Oliver Sacks oder Vilaynur S. Ramachandran geschrie­ben; schließlich ist sie ja promovierte Biologin. Die Erscheinungsformen der von ihr ausgewählten 36 Syndrome werden von ihr präzise und anschaulich beschrieben, ergänzt durch einen Abriß der Geschichte ihrer Entdeckung durch Ärzte und Wissen­schaftler. Abgerundet werden die Kapitel durch klug ausgewählte s/w-Illustrationen und – eine sehr schöne Idee – Hinweise auf Bücher und Filme, in denen das jeweilige Syndrom ein wesentliches Element der Handlung darstellt.

Wie man hört, arbeitet Monika Niehaus inzwischen schon an einem zweiten Band. Und ich zweifle nicht daran, daß dieser genauso empfehlenswert sein wird wie der hier vorliegende erste.

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© Hirzel Verlag

Monika Niehaus / Andrea Pfuhl

Die Psycho-Trojaner

Wie Parasiten uns steuern

Hirzel Verlag 2016
Paperback – 240 Seiten
(D) € 24,90
ISBN 978-3-7776-2622-2 (Print)
ISBN 978-3-7776-2638-3 (E-Book, PDF)

Nicht unerwähnt lassen möchte ich in dieser Rezension auch ein Buch, das Monika Niehaus bereits 2016 zusammen mit Andrea Pfuhl veröffentlicht hat.

"Parasiten", so heißt es im Klappentext, "sind allgegenwärtig, praktisch kein Lebewesen ist vor ihrer unerwünschten Zuneigung sicher. Die raffiniertesten von ihnen haben sogar die Fähigkeit entwickelt, das Verhalten und die Psyche der Wirte zu ihrem eigenen Vorteil zu steuern. Auch beim Menschen können Parasiten zu auffälligen psychischen Veränderungen führen. Heute steht gut ein Dutzend Infektionserreger im Verdacht, psychiatrische Erkrankungen auszulösen, aber vermutlich sind es deutlich mehr."

Im Gegensatz zu Die Frau, die ihren Mann für einen Doppelgänger hielt befaßt sich Die Psycho-Trojaner allerdings nicht ausschließlich mit psychischen Syndromen, sondern auch mit den manchmal ziemlich häßlichen körperlichen Veränderungen, die durch Parasiten ausgelöst werden können – als Beispiele seien hier nur Krankheiten wie Elephantiasis (ein gewaltiges Anschwellen einzelner Körperteile) oder Flußblindheit genannt. Die psychischen Syndrome stehen indes deutlich im Vordergrund, da die Erkenntnisse dazu oft noch sehr neu und durchaus nicht unumstritten sind. Sehr schön deutlich wurde das auch in der SWR-Fern­seh­sendung "Parasiten" aus der Reihe "planet wissen" vom 10. Oktober 2017, in der Monika Niehaus ihr Buch vorstellte und darüber recht streitbar mit dem zweiten Studiogast, dem Parasitologen Professor Heinz Mehlhorn von der Universität Düsseldorf, diskutierte. Vieles von dem, was in Die Psycho-Trojaner beschrieben ist, wurde in dieser Sendung durch kleine Trickfilme noch einmal besonders anschaulich gemacht. Vielleicht sollte der Verlag ja darüber nachdenken, in Kooperation mit dem SWR einer späteren Auflage von Die Psycho-Parasiten eine DVD der "planet wissen"-Sendung beizulegen.

Ein Beispiel gefällig? Sind Mäuse von einem bestimmten Parasiten befallen, wird ihr Verhalten gegenüber Katzen plötzlich nicht mehr von ihrem angeborenen Flucht­instinkt geprägt. Stattdessen verhalten sie sich Katzen gegenüber so leichtsinnig, daß man den Eindruck gewinnen könnte, sie böten sich ihnen in selbstmörderischer Absicht regelrecht zum Fraße an. Damit hat der Parasit sein Ziel erreicht: Da er ja mitgefressen wird, wechselt er vom Wirt "Maus" in den Wirt "Katze" über und kann dort seinen Lebenszyklus fortsetzen. Aber was hat das mit uns Menschen zu tun? Menschen lassen sich doch nicht von Katzen fressen? Nein, heute nicht mehr, aber in der Urzeit konnte das durchaus passieren. Damals hießen die Katzen "Säbel­zahn­tiger" und waren dem Parasiten als nächster Wirt ebenso recht wie unsere heutigen Stubentiger. Weil Säbelzahntiger seither ausgestorben sind, läuft diese Strategie inzwischen natürlich ins Leere. Aber das hat der Parasit noch nicht "bemerkt", d.h. er hat sich noch nicht evolutionär auf die veränderten Verhältnisse eingestellt, also manipuliert er munter weiter. Von ihm befallene Menschen verhalten sich nach wie vor auf geradezu selbstmörderische Weise leichtsinnig …und das legt die Frage nahe, wie viele junge Männer, die auf Deutschlands Straßen illegale Autorennen fahren oder als blödsinnige Mutprobe in den Party-Hochburgen des Mittelmeeres "Balconing" – also das lebensgefährliche Herumturnen an den Balkonen von Hotel­hoch­häusern – betreiben, dies vielleicht aufgrund einer Fremdsteuerung durch Parasiten tun.

Solche Fragen also werden heute (siehe die SWF-Sendung) noch durchaus kontro­vers diskutiert, Forschungen dazu sind aber längst an vielen Orten im Gange. Die Psycho-Trojaner leistet einen eindrucksvollen Beitrag zu dieser Diskussion, und allein das macht es schon zu einer lohnenden Lektüre.

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© sonderpunkt verlag / Claudia Ratering

Claudia Ratering

Lisbeths Leeze erzählt

Fahrrad-Geschichten aus Münster

sonderpunkt verlag 2017
Broschur – 108 Seiten
(D) € 9,90
ISBN 978-3-95407-080-0

Zum Abschluß dieser Rezensionsstrecke nicht noch ein Sachbuch, sondern ein belletristisches Schmankerl.

Bereits 2017 hat meine ebenfalls sehr geschätzte Münsteraner Kollegin Claudia Ratering ein schmales, aber außerordentlich hübsch gemachtes Buch unter dem Titel Lisbeths Leeze erzählt. Fahrrad-Geschichten aus Münster veröffentlicht. Eine "Leeze" ist im hiesigen Slang ein Fahrrad (der Ausdruck stammt aus der Sprache "Masematte", aber darüber vielleicht an anderer Stelle mehr), und "Lisbeth" ist natürlich die westfälische Abkürzung für Elisabeth. Elisabeths Fahrrad also erzählt uns Lesern in zwei Dutzend Kapiteln all die kleinen Alltagsabenteuer, die eine Leeze in Münster erleben kann. Gerne würde sie sich darüber auch mit Lisbeth unter­halten, aber leider funktioniert das nicht, weil Lisbeth die Fahrradsprache nicht beherrscht, was schade ist, da ihre Leeze ihr manchen guten Ratschlag geben könnte. Stattdessen plaudert Lisbeths Leeze dann halt mit anderen Fahrrädern und gelegentlich auch mal mit einem Hund, denn die verstehen sie immer bestens. Das ist herrlich pseudo-naiv erzählt (denn Lisbeths Leeze ist nun einmal "nur" ein Fahr­rad), versinkt dabei aber Gott sei Dank nie in schierer Niedlichkeit, denn davor werden die Geschichten durch Claudia Raterings Humor bewahrt, der bisweilen so trocken ist wie ein gut abgehangener westfälischer Schinken.

"Aber das sind doch Münsteraner Leezen-Geschichten", werden Sie jetzt vielleicht einwenden, "und ich wohne in Hamburg, München oder Köln ... warum also sollte ich da Geschichten über ein Münsteraner Fahrrad lesen?" "Ja", würde ich darauf antworten, "aber Sie schauen sich doch auch den Münsteraner Tatort und die Wilsberg-Krimis im Fernsehen an, und sind das etwa keine Münsteraner Geschich­ten? Na also! Wenn Sie humorvolle Alltagsbeobachtungen lieben, und wenn Sie vielleicht auch noch selber gerne Fahrrad fahren, dann sind das hier genau die richtigen Geschichten für Sie, denn Münster ist – wenn man's recht bedenkt – irgendwie doch überall."

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