Der Held der Sterne

1964 entdeckte ich die Science Fiction – anfangs nicht in Form der damals noch nicht so verbreiteten Taschenbücher, sondern durch die »Groschenhefte« der Reihen TERRA, TERRA EXTRA, TERRA SONDERBAND, UTOPIA, MARK POWERS oder PERRY RHODAN. Ganz so anspruchslos, wie es im Rückblick erscheinen mag, waren die Heftromane der damaligen Zeit aber keineswegs. In den frühen 60er Jahren kam es nämlich durchaus vor, daß in manchen Reihen Romane von Stanis?aw Lem oder Kurzgeschichten von Philip K. Dick und James Graham Ballard erschienen – frühe Leseerfahrungen, die mich entscheidend geprägt haben.

Fasziniert von dieser neuen Literaturgattung, war es wohl unvermeidlich, daß ich bald den Wunsch verspürte, selbst derartige Romane zu schreiben. Also unternahm ich erste Versuche in dieser Richtung, aber die scheiterten regelmäßig schon nach ein paar Seiten. Dann allerdings ...

An einem schönen Sommertag des Jahres 1966 erwachte ich mit der über Nacht fix und fertig entstandenen Idee für eine eigene groß angelegte Science-Fiction-Geschichte. Ich stand auf, setzte mich an meinen Schreibtisch, nahm ein leeres 32-seitiges Schulheft zur Hand und begann den ersten Roman der Serie JERRY CUNNING – DER HELD DER STERNE. In den nächsten Tagen folgte auf das erste Heft ein zweites, ein drittes, ein viertes ...

Grafik © Karl-Ulrich Burgdorf Grafik © Karl-Ulrich Burgdorf

Die erste Seite und der Innentitel eines meiner Jerry-Cunning-Romane, Das System der Methan-Riesen, verfaßt unter dem Pseudonym »Sol Ar«. Außer den beiden Autoren hatte diese Serie leider nur noch einen einzigen Leser, nämlich unseren Schulfreund Detlef. Bilder © Karl-Ulrich Burgdorf.

Ein paar Hefte später zeigte ich diese ersten zusammenhängenden literarischen Versuche meinem Schulfreund Matthias, der hellauf begeistert war und den Wunsch äußerte, als Co-Autor in die Serie einsteigen zu dürfen. Fortan schrieben wir unser großes Weltraumabenteuer also gemeinsam, wobei sich jeder von uns einen ganzen Strauß an Pseudonymen zulegte – zum einen, um auf diese Weise vor uns selbst den Eindruck einer richtigen SF-Serie zu erzeugen, zum anderen, um unter verschiedenen Namen verschiedene Erzähltechniken und -stile ausprobieren zu können.

Nach zwei Jahren hatten wir nicht weniger als 125 (!) Hefte mit unserer Zukunftssaga gefüllt; dazu kamen noch ungefähr zwanzig »Taschenbücher« (= 64-seitige Schulhefte) mit ergänzenden »Romanen« und Kurzgeschichten. Wie nicht anders zu erwarten, begann sich diese regelmäßige schriftstellerische Arbeit mit der Zeit höchst unvorteilhaft auf unsere Schulnoten auszuwirken ... Zuerst stieg darum Matthias aus der Serie aus, und danach hatte auch ich keine Lust mehr, die Weltraumabenteuer unseres Helden alleine fortzuspinnen.

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Als Deutsch-, Geschichts- und Philosophielehrer war Klemens Max sicherlich der prägendste Einfluß meiner Schulzeit am Theodor-Heuss-Gymnasium in Hagen. Aus dem Lehrer-Schüler-Verhältnis zwischen uns wurde später eine Freundschaft, die bis zu seinem Tode Bestand hatte. Im September 2014 ist Klemens nach mehrmonatiger schwerer Krankheit gestorben:

Ein Nachruf auf Klemens Max
(1927 - 2014)